Der Turnverein Herrieden - Teil 1

.

 

25.03.1906

In der Bahnhofsrestauration trifft sich ein kleines Häuflein eifriger Anhänger des Altmeisters Jahn behufs Besprechung über eine eventuelle Gründung eines Turnvereins in Herrieden. 40 Personen erklären ihre Bereitschaft dem Verein beizutreten.

 

30.06.1906 – Die Gründungsversammlung

Im Gasthof „Sonne“ findet die erste Generalversammlung statt. Hierzu haben sich 35 Vereinsmitglieder eingefunden. Gerichtsvollzieher Brunhuber leitet die Versammlung. Die Vereinssatzung wurde angenommen. Die Wahlen zum Vereinsvorstand hatten folgendes Ergebnis:

 

Erster Vorstand:                         Josef Limbacher, Ziegeleibesitzer in Herrieden,

Zweiter Vorstand:                      Josef Brunhuber, Gerichtsvollzieher in Herrieden,

Erster Säckelwart:                      Karl Thurner, Sekretariatsassistent in Herrieden,

Erster Turnwart:                         Lehrer Bezold in Herrieden,

Zweiter Turnwart:                      Herr Neudecker, Rentamtsgehilfe in Herrieden.

 

Die Frage des Turnplatzes wurde erörtert. Brauereibesitzer Leonhard Wehr „beabsichtigt in liebens- würdiger Weise einen Turnplatz in dem zu seinem Anwesen gehörigen schattigen Wäldchen unent-geltlich zu überlassen“.

Die Gastwirtserben Schmidt wollen ihren Garten als Turnplatz zur Verfügung stellen, wenn der Turnverein in der dortigen Gastwirtschaft sein Stammlokal einrichtet.

Trotz einer ziemlich heftigen Debatte wurde eine Entscheidung über den Turnplatz nicht getroffen.

 

11.07.1906

Turngeräte werden bei der Firma Stöhr in Schwabach erworben. Um in den Genuß des Barzahlungs- rabattes von 10 % zu gelangen, gewährt Vorsitzender Josef Limbacher dem Verein ein Darlehen von 200,--Mark. Die Heimzahlung des Darlehens wurde nach Tunlichkeit sowohl im Ganzen wie auch in Raten vereinbart.

 

27.01.1907

25 Mitglieder nehmen an der ordentlichen Jahreshauptversammlung teil. Im Rechenschaftsbericht wird ein Kassenstand von 124,90 Mark vorgewiesen. Der Wert der Turngeräte wird mit 279,80 Mark ausgewiesen.

Im Geschäftsbericht wird vorgetragen, dass der Verein 52 Mitglieder und 24 Zöglinge aufweist. Seit September 1906 wurden 48 Turnstunden abgehalten. 480 Erwachsene und 160 Zöglinge haben den Turnplatz besucht.

Bei den Wahlen zur Vorstandschaft werden Josef Limbacher bzw. Josef Brunhuber als 1. und 2. Vor-stand bestätigt. Zum ersten Säckelwart wird der Gerichtsschreibergehilfe Alois Zweyrohn gewählt. Zweiter Säckelwart wird der Uhrmachermeister Leonhard Vogt. Lehrer Bezold und Rentamtsgehilfe Neudecker bleiben 1. bzw. 2. Turnwart. Zu Kassenrevisoren werden Josef Puzer, Gerichtsschreibergehilfe in Herrieden und Ludwig Raab jun., Zimmermann in Herrieden gewählt

 

01.03.1907

Die Anschaffung eines Turnpferdes bei der Firma Stöhr in Schwabach wird beschlossen, ebenso der Ankauf eines Faustballs.

Die Eintragung des Vereins ins Vereinsregister soll in einigen Monaten erfolgen.

 

30.10.1907

Zu einer ausserordentlichen Generalversammlung haben sich 19 Mitglieder eingefunden. Der 2. Säckelwart und der 2. Turnwart sind zu wählen, weil die bisherigen Amtsinhaber Herr Vogt bzw. Herr Neudecker aus Herrieden weggezogen sind. Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis:

 

Herr Zweyrohn bisher 2. Säckelwart wird zum 2. Turnwart gewählt. 2. Säckelwart wird der Gastwirtssohn Michael Kiefer. Als Kneipwart wird der Sattler Josef Ritzer aufgestellt.

 

26.01.1908

Bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung sind 24 stimmberechtigte Mitglieder anwesend.

Die Jahresrechnung schließt mit 278,55 Mark Einnahmen und 258,95 Mark Ausgaben. Das Reinvermögen des Vereins beträgt 279,19 Mark. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 200 Mark.

Die Wahlen zur Vereinsvorstandschaft haben folgendes Ergebnis:

 

Erster Vorstand:                                    Josef Limbacher, Ziegeleibesitzer,

Zweiter Vorstand:                                 Josef Brunhuber, Gerichtsvollzieher,

Erster Turnwart:                                   Alois Zweyrohn, Gerichtsschreibergehilfe,

Zweiter Turnwart:                                August Distler, Zigarrenmacher,

Erster Säckelwart:                                Alois Dettenthaler, Waldaufseher,

Zweiter Säckelwart:                             Michael Kiefer, Gastwirtssohn,

Revisoren:                                              Ludwig Knollmeier, Mesner,

                                                                             Josef Schmidt, Schmiedegeselle,

Kneipwart:                                              Josef Ritzer, Sattlergehilfe.

 

Als Vereinsdiener wurde der Schneidermeister Johann Flurer gegen eine jährliche Entschädigung von 26,-- Mark aufgestellt.

Die Gründung eines Bühnenfonds wurde beschlossen. Die Anwesenden zeichneten einen Betrag von 26,50 Mark.

 

18.08.1908 – Bestimmung des Vereinslokals

In einer eigens einberufenen Versammlung soll über die Benennung des Vereinslokals entschieden werden. Diese Entscheidung war notwendig, weil Frl. Rosalie Schmidt, Rentier in München, dem Verein ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes Klavier geschenkt hat. Ferner soll im Herbst eine Theaterbühne angeschafft werden.

 

Zum Vereinslokal wurde die Gastwirtschaft „Zur Sonne“, Inhaber Franz Christ, bestimmt. Herr Christ war auf Befragen bereit, dem Verein seine Lokalitäten zur Verfügung zu stellen. Die Festsetzung der Mietentschädigung soll in der nächsten Generalversammlung erfolgen.

 

23.10.1908 – Anschaffung einer Theaterbühne

Mit der Vertretung des Vereins beim mittelfränkischen Bezirksturntag am 25. Oktober in Treuchtlingen wurden die Turnwarte Zweyrohn und Distler beauftragt. Zur teilweisen Deckung der Reisekosten wurde ihnen ein Betrag von 5,-- Mark gewährt.

Mehrere Zöglinge, die unentschuldigt den Turnstunden ferngeblieben sind, wurden im Hinblick auf den bestehenden Turnzwang verwarnt.

Der Kauf einer Theaterbühne sollte beschlossen werden. Hierzu lagen sechs Offerten vor und zwar:

 

Dekorationsmaler Artur Jung, Wasserburg                                  112,60 Mark,

Theatermaler Heinrich Arnold, Coburg                                         117,50 Mark,

Hans Lothart, Atelier für Theatermalerei in Coburg                  140,13 Mark,

Johann Donnat, Malermeister in Passau                                      143,50 Mark,

vaterländische Fahnenfabrik, Cöln/Rh.                                         151,80 Mark,

Münchner Fahnenfabrik                                                                   160,00 Mark.

 

Vor einer Auftragsvergabe soll nochmals mit den vier erstgenannten Firmen wegen einer Preisreduktion verhandelt werden.

 

08.11.1908

Mit der Erstellung der Bühnendekoration wird die Firma Heinrich Arnold in Coburg beauftragt. Der Preis franko Station Herrieden wird auf 115,00 Mark festgesetzt.

 

 

14.01.1909

In der Vorstandssitzung werden erneut Zöglinge wegen Versäumens der Turnstunde verwarnt. Ein Aktiver wird aus dem gleichen Grund aus dem Verein ausgeschlossen.

 

23.01.1909

Im Vereinslokal wird die ordentliche Jahrehauptversammlung abgehalten. 24 Vereinsmitglieder haben an der Versammlung teilgenommen. Die Vereinsvorstandschaft wurde wiedergewählt.

Das Gasthaus „Zur Sonne“ bleibt Vereinslokal. Die jährliche Miete wurde auf 12,00 Mark festgesetzt.

 

06.04.1909

In der Vorstandssitzung wird beschlossen Herrn Kaplan Königer einen Betrag von 15,00 Mark als „Beisteuer zur Errichtung eines Kindergartens“ zu übermitteln und zwar als Dank für die Aufführung des Weihnachtsspiels „Führe uns nicht in Versuchung“, dessen Reinerträgnis (50,00 Mark) der Ver-einskasse zugeflossen ist.

 

22.11.1909

Als Nachfolger für den zum Militär eingerückten 2. Turnwart August Distler wird der Zimmermann Ludwig Raab jun. gewählt.

           

06.03.1910

Die Vereinsvorstandschaft und 21 stimmberechtigte Mitglieder haben sich zur ordentlichen Jahreshauptversammlung eingefunden.

Bei den Neuwahlen der Vereinsvorstandschaft wurden die Amtsinhaber größtenteils bestätigt. Der Vereinsführung gehören an:

 

Erster Vorstand:                                   Josef Limbacher

Zweiter Vorstand:                                 Josef Brunhuberr

Erster Säckelwart:                                Herr Dettenthaler

Zweiter Säckelwart:                              Josef Flurer

Erster Turnwart:                                   Alois Zweyrohn

Zweiter Turnwart:                                Ludwig Raab.

 

Als Kassenrevisoren wurden der Amtsgerichtsdiener Michael Endres und der Buchbindermeister Michael Trischel gewählt. Kneipwart bleibt Kaspar Ritzer. Gegen eine Entschädigung von jährlich 30,-- Mark übt Josef Flurer weiterhin das Amt des Vereinsdieners aus.

Vereinslokal ist weiterhin das Gasthaus „Sonne“. Für die Benützung der Räume ist eine Jahresmiete von 12,-- Mark zu entrichten.

 

In der Hauptversammlung wurde u.a. die Beschaffung von zwei Trommeln beschlossen. Ferner wurde ein Fahnenfonds gegründet, der zur Anschaffung einer Vereinsfahne dienen soll.